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Zuckerfrei – Süssungsmittel bei Migräne?

Viele von uns greifen während einer Migräne-Attacke zu Süssigkeiten wie Keksen oder zu einer Cola Light. Doch könnte die Wahl des Süssstoffs vielleicht Ihre Migräne beeinflussen? Woher wissen Sie, welcher künstliche Süssstoff für Sie am besten geeignet ist? 

Künstliche Süssstoffe sind Zuckerersatzstoffe, die oft verwendet werden, um Kalorien zu sparen oder eine ketogene Diät einzuhalten. Stevia, Aspartam, Sucralose und Zuckeralkohole sind beliebte Beispiele.
AdobeStock 332524759 PheelingsMedia 400Die Liste der von der FDA zugelassenen künstlichen Süssstoffe umfasst (1):

  • Acesulfam-Kalium
  • Advantam
  • Aspartam
  • Neotam
  • Saccharin
  • Sucralose

Künstliche Süssstoffe sind oft in verarbeiteten Lebensmitteln zu finden, die als «light» vermarktet werden, weil sie weniger Kalorien als weisser Zucker enthalten. Das ist nachvollziehbar – wer würde nicht gerne 150 Kalorien einsparen, indem er eine Diätlimonade trinkt anstelle eines normalen Süssgetränks?
Künstliche Süssstoffe sind auch oft in Getränken, Joghurt, abgepackten Snacks und vielem mehr enthalten. Sie sind jedoch weiterhin umstritten.

Die Kontroversen um künstliche Süssungsmittel
Die vielleicht bekannteste Studie aus den 1970er Jahren brachte Saccharin mit der Entwicklung von Blasenkrebs bei Laborratten in Verbindung (2). Daraufhin musste auf allen Produkten mit künstlichem Süssstoff ein entsprechender Warnhinweis angebracht werden. Nachfolgende Studien haben seitdem bewiesen, dass das nur ein Problem mit Ratten war und keine Auswirkungen auf Menschen hat, weshalb Saccharin seit 2000 nicht mehr zu den potenziell krebsauslösenden Stoffen gezählt wird.

Die sechs von der FDA zugelassenen künstlichen Süssstoffe wurden mehrfach untersucht und als sicher eingestuft. Jedenfalls in den Mengen, in denen sie in Lebensmitteln vorkommen. Aber das bedeutet nicht automatisch, dass sie für Menschen mit Migräne eine gute Wahl sind. Manche von ihnen können möglicherweise Migräneanfalle auslösen. – Was sagt die Forschung dazu?

Aspartam
Aspartam ist der meistdiskutierte Lebensmittelauslöser für Migräne. Die Herausforderung bei künstlichen Süssstoffen besteht darin, festzustellen, ob es der Süssstoff selbst ist, der einen Migräneanfall auslöst, und nicht andere Faktoren, wie unregelmässige Mahlzeiten oder Kalorienzufuhr zum Beispiel. Bis heute ist der Zusammenhang zwischen Aspartam und Migräne und anderen Kopfschmerzen unklar. Eine von der britischen «Food Standards Agency» im Jahr 2015 durchgeführte Doppelblindstudie fand keinen Zusammenhang zwischen Aspartamkonsum und gesundheitlichen Beeinträchtigungen.(3)

Ein aktuellerer, aber umstrittener Übersichtsartikel stellt die Hypothese auf, dass Aspartam den Gehalt an Phenylalanin und Asparaginsäure im Gehirn erhöht, was Auswirkungen auf die Freisetzung von wichtigen Regulatoren wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin haben könnte (4). Obwohl das für Menschen mit Migräne vielleicht ein Problem darstellen könnte, sind weitere Untersuchungen über Aspartam und seine Auswirkungen auf das Gehirn erforderlich, um eine angemessene Schlussfolgerung zu ziehen.

Nahrungsmittel als Migränetrigger sind ohnehin eine sehr individuelle Sache. Wenn Sie vermuten, dass Sie empfindlich auf Aspartam oder andere künstliche Süssstoffe reagieren, ist es besser, darauf zu verzichten.

Zuckeralkohole
Zuckeralkohole eine chemische Struktur, die sowohl derjenigen von Zucker als auch derjenigen von Alkohol ähnelt, jedoch keinen Ethanol enthält wie alkoholische Getränke. Nicht alle, aber ein Teil der Zuckeralkohole kommt natürlicherweise in bestimmten Obst- und Gemüsesorten vor.
Zuckeralkohole liefern weniger Kalorien, da sie nur teilweise vom Körper absorbiert und verstoffwechselt werden. Sie können für Diabetiker-, Low-Carb- oder kalorienreduzierte Diäten nützlich sein.
Im Gegensatz zu künstlichen Süssungsmitteln, die 200–600 mal süsser sind als Haushaltszucker, sind Zuckeralkohole oft weniger süss. Für einen ähnlichen Süssungsgrad liefern Zuckeralkohole also weniger Kalorien als Zucker, aber mehr Kalorien als künstliche Süssstoffe.

Zu den Zuckeralkoholen zählen:

  • Erythritol (E 968)
  • Isomalt (E 953)
  • Lactitol (E 966)
  • Maltitol (E 965)
  • Mannitol (E 421)
  • Sorbitol (E420)
  • Xylitol (E 967)

Da nicht alle Zuckeralkohole ins Blut aufgenommen werden, können sie unverdaut in den Dickdarm gelangen, wo sie von Bakterien fermentiert werden. Leider kann das auch zu Blähungen und Verdauungsbeschwerden führen oder eine abführende Wirkung haben. Insbesondere bei Personen, die empfindlich darauf reagieren.

Obwohl kein Zusammenhang mit Migräneanfällen festgestellt wurde, sollten Sie aus den oben genannten Gründen zunächst nur kleine Mengen von Zuckeralkoholen zu sich nehmen, um die persönliche Verträglichkeit zu testen.

Stevia, der beliebteste Zuckeralkohol
Stevia, der vielleicht populärste (natürliche) Zuckeralkohol, wird aus den Blättern der Stevia-Pflanze gewonnen. Er wird nicht verstoffwechselt, weshalb er keine Kalorien enthält (5) und gilt als sicher für die Verwendung in Lebensmitteln.(6)
In Studien hat sich Stevia als sicherer Zuckerersatz erwiesen, der auch die Gewichtsabnahme erleichtern kann und Menschen, die eine kohlenhydratarme Diät einhalten müssen, trotzdem süsse Snacks erlaubt. Einige Langzeitstudien haben gezeigt, dass Stevia den Blutzuckerspiegel senken kann. In Kurzzeitstudien wurde diese Wirkung jedoch nicht bestätigt.(7) Dafür scheint Stevia nach aktuellen Erkenntnissen auch keine negativen Auswirkungen auf Migräne zu haben.
Da Stevia sehr süss ist, kann ein Teelöffel Stevia etwa 200g Haushaltszucker ersetzen. Allerdings ist jedes Produkt ein wenig anders.

Vorsicht vor der Kalorienfalle
Künstliche Süssstoffe werden häufig für das Gewichtsmanagement verwendet. Eine Crossover-Studie aus dem Jahr 2017 untersuchte die kurzfristigen Auswirkungen des Konsums von Zuckerersatzstoffen wie Aspartam, Mönchsfrucht, Stevia und Saccharose bei 30 gesunden männlichen Probanden. Die Studie ergab, dass diejenigen, die am Vormittag ein Getränk mit künstlichem oder kalorienarmem Zucker konsumierten, mittags mehr Kalorien zu sich nahmen als diejenigen, die vormittags ein Getränk mit normalem Zucker konsumiert hatten. Die Energie, die sie durch kalorienarme Zuckerersatzstoffen einsparten, wurde während der nächsten Mahlzeit vollständig kompensiert (8). Am Ende hatten sie keine Kalorien eingespart.

Die Menge macht’s
Das richtige Mass ist auch hier der Schlüssel. Auch wer keine Low-Carb-Diät verfolgt, sollte Zucker und Zuckerersatzstoffe nur in Massen konsumieren. Statt zu einem Keks zu greifen, wäre ein Fruchtsorbet die bessere Alternative. Eine konsequente Ernährung mit gesunden, vollwertigen Lebensmitteln ist der beste Weg, um die Migräne in den Griff zu bekommen.

Referenzen:
1. FDA. High-intensity sweeteners
2. FDA. Additional Information about High Intensity Sweeteners.
3. Sathyapalan T, Thatcher NJ, Hammersley R, Rigby AS, Pechlivanis A, Gooderham NJ, et al. (2015) Aspartame Sensitivity? A Double Blind Randomised Crossover Study. PLoS ONE 10(3): e0116212.
4. Arbind Kumar Choudhary, Yeong Yeh Lee. (2018) The debate over neurotransmitter interaction in aspartame usage. Journal of Clinical Neuroscience 56, pages 7-15.
5. Ashwell M. (2015). Stevia, Nature’s Zero-Calorie Sustainable Sweetener: A New Player in the Fight Against Obesity. Nutrition today, 50(3), 129–134. doi:10.1097/NT.0000000000000094
6. FDA. Stevia
7. Catherine Ulbricht, Richard Isaac, Tamara Milkin, Elizabeth A. Poole, Erica Rusie, Jill M. Grimes Serrano, Wendy Weissner, Regina C. Windsor and Jen Woods, “ An Evidence-Based Systematic Review of Stevia by the Natural Standard Research Collaboration,” Cardiovascular & Hematological Agents in Medicinal Chemistry (2010) 8: 113. https://doi.org/10.2174/187152510791170960
8. Tey, Siew Ling & Salleh, Nurhazwani & Henry, Jeya & Forde, Ciaran. (2016). Effects of Aspartame-, Monk Fruit-, Stevia-, and Sucrose Sweetened Beverages on Postprandial Glucose, Insulin and Energy Intake. International Journal of Obesity. 41. 10.1038/ijo.2016.225.

Bild: AdobeStock/PheelingsMedia

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