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Kam die Migräne mit der Kälte?

Da die Migräne auch in Jahrtausenden der Evolution nicht seltener geworden ist, hat sie vielleicht einen Sinn. Sei es, weil sie besondere Eigenschaften mit sich bringt, die das Überleben verbessern. Oder weil sie selbst der Preis für bessere Überlebenschancen ist. Wie zum Beispiel für ein Leben in der Kälte. 

Kopfschmerz in der Kaelte AdobeStock 132103735 Ocskay Mark 400Ob jemand an Migräne leidet oder nicht, bestimmen auch die Gene.Die Veranlagung zur Migräne ist erblich. Die sehr starken und einschränkenden Migräne-Anfälle bringen auf den ersten Blick nur Nachteile mit sich. Doch warum hat die Natur über die letzten Zehntausenden von Jahren nicht dafür gesorgt, dass dieses scheinbar unnütze Merkmal seltener wird? Normalerweise sorgt die Evolution dafür, dass Eigenschaften, die sich für das Überleben oder die Fortpflanzung nicht als vorteilhaft erweisen, mit der Zeit verschwinden. Bei Migräne ist alles andere der Fall! Die Eigenschaft «Migräne» nimmt an Häufigkeit eher noch zu. In der Schweiz sind 18% der Frauen und 6% der Männer betroffen. Wenn die Migräne keinen Vorteil bietet, weshalb kommt sie dann so häufig vor?

Die positiven Seiten

Vielleicht liegt es daran, dass die äusseren Reise wie Lärm, Licht und Stress, unregelmässige Mahlzeiten und Schlaf-Wach-Zyklen mit dem modernen Lebensstil rasant zugenommen haben – alles Dinge, die Migräne-Anfälle auslösen können. Vielleicht ging das für die Evolution einfach alles viel zu schnell. Vielleicht stecken hinter der Veranlagung zur Migräne aber auch besondere körperliche Eigenschaften, die Betroffenen einen Überlebensvorteil verschaffen, selbst wenn sie deswegen zweitweise an höllischen Kopfschmerzen leiden? Eine solche Möglichkeit sehen Forscher darin, dass die erhöhte Empfindlichkeit auf Licht, Gerüche und andere Reize Migräne-Patienten in unbekannten Situationen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt und auf diese Weise ihr Überleben sichert. Oder dass die Neigung zur verstärkten Durchblutung bestimmter Hirnareale das Gehirn von Migränikern besser vor Krankheitserregern und Krebs zu schützen vermag. Vielleicht ist die Migräne aber auch nur eine Art «Nebenwirkung», mit der sich die Evolution einen bestimmten Vorteil erkauft? Zumindest das folgende Beispiel spricht dafür.

Je kälter, desto mehr Migräne?

Forscher haben einen interessanten Zusammenhang zwischen dem Kälterezeptor TRPM8 und der Häufigkeit von Migräne gefunden. Das Gen für diesen Kälterezeptor kommt in verschiedenen Varianten vor, wobei die Unterschiede nur sehr klein sind. Dieser Kälterezeptor ist wichtig für die Temperaturwahrnehmung und Regulierung der Körpertemperatur. Das Kälterezeptor-Gen gewann an Bedeutung, als die Menschen vor 50'000 Jahren anfingen, aus dem warmen Afrika auszuwandern und die kälteren nördlichen Regionen zu besiedeln. Und mit der Besiedelung des Nordens fing auch das Gen an, sich zu verändern. Das hat nicht nur Vorteile mit sich gebracht. Denn die alte Gen-Version, nennen wir sie C-Variante, schützt die Menschen vor Migräne, auch wenn wir nicht verstehen, weshalb. Je nördlicher wir nun gehen, desto seltener wird die C-Version. Sie wird immer häufiger von der neuen T-Version des Kälterezeptor-Gens abgelöst. So findet man die neue T-Variante in der warmen Äquatorregion nur bei 5% der Menschen, im kalten Nordeuropa hingegen bei 88%! Gleichzeitig leiden die Menschen im Norden auch viel häufiger an Migräne als die Menschen aus südlichen Gefilden. Je kälter, desto mehr T-Gen-Variante, desto mehr Migräne, so scheint es. Bezahlen wir für die Eroberung des Nordens mit mehr Migräne-Kopfschmerz? Ein interessanter Zusammenhang, aber bestimmt nicht die ganze Geschichte und noch längst nicht bewiesen.


Literatur

Key FM, Abdul-Aziz MA, Mundry R, et al. Human local adaptation of the TRPM8 cold receptor along a latitudinal cline. PLoS Genet. 2018;14(5):e1007298. 
Loder E. What is the evolutionary advantage of migraine? Cephalalgia : an international journal of headache. 2002;22(8):624-632.
Schweizerische Kopfwehgesellschaft. Migräne. www.headache.ch/migraene; zuletzt aufgerufen am 7. Dezember 2020.

 

Bildquelle AdobeStock/Ocskay Mark

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