Eine Depression spielt sich nur im Kopf ab? Von wegen: Immunologische und neurologische Störungen machen eine Therapieresistenz bei Depression wahrscheinlicher. Und das ist nicht alles.
Unter einer therapieresistenten Depression versteht man eine schwere Depression, die nicht auf die Behandlung mit mindestens zwei Antidepressiva in ausreichender Dosis und über einen ausreichenden Zeitraum anspricht. Laut Studien leiden Patienten mit einer therapieresistenten Depression im Vergleich zu denjenigen, die gut auf Antidepressiva ansprechen, deutlich häufiger an Vorerkrankungen – insbesondere immunologischen und neurologischen Störungen wie zum Beispiel Migräne. Umgekehrt scheint eine therapieresistente Depression für ein breites Spektrum zukünftiger gesundheitlicher Probleme zu prädisponieren, berichten Dr. Kathrine Bang Madsen und Kollegen von der Universität Aarhus in Dänemark. Die Forscher werteten mithilfe des dänischen Verschreibungsregisters die Daten von 154’513 Erwachsenen aus, die zwischen 2005 und 2012 erstmals ein Antidepressivum verschrieben bekommen hatten. In 8’294 Fällen (5,4 %) waren die Kriterien für eine Therapieresistenz erfüllt, da im Verlauf des Studienzeitraums mindestens zwei Therapiewechsel vorgenommen worden waren.
Migränepatienten leiden häufiger an schwer behandelbaren Depressionen
Im Vergleich zu den gut eingestellten Patientinnen litten jene mit einer therapieresistenten Depression bereits vor Eintritt der Therapieresistenz signifikant häufiger z.B. an Bindegewebserkrankungen und Schmerzsyndromen bzw. neurologischen Erkrankungen wie einer Migräne.
Im weiteren Verlauf entwickelten sie zudem häufiger:
• kardiovaskuläre Störungen: Hypertonie, Dyslipidämie
• endokrine Störungen: Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen
• neurologische Störungen: Migräne, Epilepsie, Neuropathien
• chronische Lungenerkrankungen
• chronische Gastritis/Ulzera
• Schmerzsyndrome
Die Männer mit einer therapieresistenten Depression litten im Vergleich zu den Kontrollen im Vorfeld signifikant häufiger an Schmerzsyndromen, Migräne oder Neuropathien und entwickelten später häufiger Bluthochdruck, Dyslipidämie, Diabetes, Bindegewebs- oder Schmerzerkrankungen, Anämie, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder Hörstörungen.
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Patienten mit Depressionen, die gleichzeitig an anderen chronischen Erkrankungen leiden, schlechter auf die antidepressive Therapie ansprechen. Das könnte daran liegen, dass zusätzliche Erkrankungen auch zusätzliche emotionale Belastungen darstellen. Andere Studien deuten darauf hin, dass nur bestimmte Erkrankungen, wie neurologische Störungen und Bindegewebserkrankungen, eine Rolle für das Ansprechen auf die Behandlung von Depressionen spielen, wie das auch in dieser Untersuchung aus Dänemark der Fall war.
Referenz:
Madsen KB et al. Eur Neuropsychopharmacol 2021; 51: 7-19
Quelle:
Adaptiert nach Lorenz, J. Depression –Keine reine Kopfsache. www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/keine-reine-kopfsache; zuletzt aufgerufen am 1. Januar 2022
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